28. Januar 2007 von Marese Sennhauser

Müstair Nordwand Nr.51: Jesus segnet die Kinder (Markus 10, 2-16)
Es gibt zu diesem Bericht mehrere Parallelstellen, doch da die Szene im Bildfeld Nr. 51 sich eindeutig im Innern eines Hauses abspielt, muss der Text von Markus 10, 2-12 zu Grunde liegen.
Dort wird Jesus eines Tages in Judäa von Pharisäern gefragt, ob es einem Mann erlaubt sei, seine Frau zu entlassen. Weil Jesus das verneint, kommen die Jünger abends im Haus auf die Sache zurück und Jesus stellt sich abermals gegen die Scheidung, da sie einem Ehebruch gleichkomme. – Im Vers Markus 10, 13 heisst es dann weiter: als man nun Kinder hereinbrachte, damit der Meister sie anrühre, wollten die Jünger sie, weil es schon Abend war, wegschicken. Da wird Jesus wütend und sagt: Lasset die Kinder zu mir kommen, denn solchen gehört das Reich Gottes!
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23. Januar 2007 von Marese Sennhauser

Mein Rundgang durch die Klosterkirche von Müstair führt mich heute wieder zur Nordwand, wo ich die beiden gut erhaltenen Szenen von der Blindenheilung (Nr. 45) und der Heilung des Taubstummen (Nr. 46) im Oktober und im November schon besprochen habe.
Wer dorthin zurückscrollt kann das, was ich in meinem letzten Beitrag zur formalen Gestaltung der Bilder und zur Verwendung von Figuren- und Kulissenschablonen dargelegt habe, nochmals nachprüfen. Nr.45 ist weitgehend dem an römisch-antiker Malerei geschulten Hauptmeister zu verdanken, während Nr. 46 von einem schwungvoll expressiv zeichnenden, die Hintergrundkulissen gezielt und irrational einsetzenden, (wohl oberitalienischen?) Maler zusammengestellt ist.
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7. Januar 2007 von Marese Sennhauser
Warum die Verheissung Jesu nicht nur für Israel gilt, sondern für alle Gruppen und Völker – Davon sprechen die Bildfelder Nr. 43 und 44 der Südwand: Sie zeigen die Perikope vom dankbaren Samariter (Lk 17,11-19) und die vom gläubig bittenden römischen Hauptmann ( Matth 8,5-13 und Joh 4, 46-54).
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6. Januar 2007 von Marese Sennhauser

Karolingische Kirche Müstair: Wandschema Südwand
Leider sind die Bilder der südlichen Seitenwand in Müstair fast alle verloren. Nach der Taufe Jesu im Jordan (Nr38) wäre die Versuchung in der Wüste zu erwarten, die Berufung der ersten Jünger und die ersten Machterweise.
Vielleicht war in dieser Reihe einst das im Johannesevangelium geschilderte Weinwunder von Kana zu sehen? Denn das Fragment von Nr.42 lässt sich eindeutig als die Szene identifizieren, die zeigt, wie Jesus kurz vor dem Passafest die Händler aus dem Tempel von Jerusalem vertreibt, nachdem er am Hochzeitsfest zu Kana sein erstes Wunder gewirkt hatte (Joh.2,1-11 und 12-22).
Der Koordinator der Malerarbeiten in Müstair wertet also die sogenannte Tempelreinigung als ein Zeichen von Christi göttlicher Vollmacht, während die drei Synoptiker dieses Ereignis zwei Jahre später ansetzen und es so zum Auftakt der Passion machen. Wird es nämlich als ein Machterweis angesehen, so gehört es an die Südwand, die hauptsächlich Bilder zum Nachweis von Jesu göttlicher Herkunft bringt, während die dunkeln Aspekte der Erzählung an der Nordwand versammelt sind.
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1. Januar 2007 von Marese Sennhauser
Oft kommen sie von einer Bank, einer Firma, einem Geschäft. Reklame eigentlich. Kommen sie von Freunden, so sind sie ernst gemeint. Und bewirken etwas in uns. Und wir geben sie weiter.
Aber, was ist das: die Zeit? Was heisst das: Jahreswechsel? Was hat sich eigentlich um Mitternacht geändert, ausser der hintersten Ziffer der ordnenden Jahreszahl? Warum Champagner, Küsse und Raketen? Warum der Lärm? Um Ängste zu betäuben?
Ich schätze die Ruhe, habe sie immer geschätzt (oder vermisst). Für mich gilt am Silvester: Rückblick in Wehmut oder in Dankbarkeit. Keine guten Vorsätze. Keine wilden Hoffnungen. Aber gerne etwas Zuversicht, und liebevolle Zuwendung da und dort! Und ich freue mich einfach darüber, dass ich lebe. Gestern und heute …
Und was feiern die Kirchen heute? Vovon spricht die Liturgie am 1. Januar? (Lk 2, 16-21)
Von der Beschneidung des Weihnachtskindes (Eingliederung ins Volk), vom Namen Jesu (Jahwe rettet) und von der Gottesmutter, die den Heilsbringer und Erlöser geboren hat und die Worte der Engel und die Weisen der Hirten im Herzen bewegte. Jesus erhielt seinen Namen bald nach der Geburt, bei der Beschneidung. Es war kein aussergewöhnlicher Name; viele hiessen so; viele werden noch heute so genannt in den Ländern spanischer Sprache. Auf deutsch meint das: Gotthilf. Die Szene von der Beschneidung des Neugeborenen findet sich nicht im Zyklus von Müstair. Aber sie ist mir heute beim Jahreswechsel eine Ueberlegung wert. Jeschua ist der erweiterte Gottesname; es bedeutet eigentlich: der da unter uns anwesend ist, hilft. Jesus ist Jude, da von einer jüdischen Mutter geboren. Er ist Palästinenser, da in Nazareth daheim. Und es heisst, er sei von Gott! Gott aber ist weder Mann noch Frau, weder Jude, noch … Das ist tröstlich und das gilt es wohl zu feiern im Vertrauen auf die lebendige Lebenskraft. Jesus als Kosmopolit, als der kosmische Christus! Wer kann mir erklärend umschreiben, was das heisst? Nun, man muss nicht alles im Kopf verstehen. Segenswünsche können auch ganz einfach und ehrlich und realistisch sein. Etwa so: Beginnen wir das Jahr in Gottes Namen! Amen.
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